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Die Kunst von Klaus Markert

Claus Friede im Gespräch mit Klaus Markert (Interview in Kat. „Ich muss malen!", 2010)

Klaus Markert, Jahrgang 1935, ist seit früher Jugend von zwei Dingen geprägt worden: Vom Unternehmertum und von der Kunst. 

1947 malt er sein erstes Bild im Bewusstsein Kunst machen zu wollen und bis heute hat sich diese Leidenschaft erhalten. Dass er außerdem ein erfolgreicher Unternehmer war zeigt, dass er beide Lebensbereiche konsequent und zielgerichtet anging. Während er seine Bilder, Zeichnungen und Grafiken mit CM (Claus Markert) signiert, so unterschieb er als Unternehmer mit KM (Klaus Markert). Dieser vermeintlich kleinen Differenz widmet sich das folgende Gespräch.

Claus Friede (CF): In einem Ihrer früheren Kataloge las ich, dass im Jahr 1947 Ihr erstes Bild entstand. Da waren Sie 12 Jahre alt. Gab es damals schon bei Ihnen ein Bewusstsein für Kunst?

Klaus Markert (KM): Daran erinnere ich mich sehr genau: Meine Mutter war schwer krank und hat mich als ehemalige Kindergärtnerin – weil ich ihr Gesellschaft leistete – zum Malen überredet. Fast zeitgleich sah ich Bilder eines in Bayern lebenden Landschaftsmalers, der im Duktus von Emil Nolde malte. Die waren also nicht naturgetreu. Dessen Bilder haben mich angeregt.
Damals besaß ich keine Künstlerfarben, ich hatte aber einen Tuschkasten, kleine Farbtöpfchen, die ich mit Wasser verdünnt habe und zu einer Pampe vermischte und damit habe ich 1947 eine kleine Landschaft gemalt – das Bild hab ich auch noch. Es war eine Landschaft mit Bergsee. Das Motiv hatte ich in einer Zeitschrift gesehen. Mir war insofern klar, dass das Bild künstlerisch sein sollte, denn ich abstrahierte das Motiv.

CF: Und wie ging es weiter? Wie sind dann die nächsten Bilder entstanden?

KM: Mein gewecktes Interesse für Bilder, Malerei und Kunst ließ mich weitermachen. In der Schule gab es Kunsterziehung und Zeichnen. Ich hatte zwar keinen wirklich großartig qualifizierten Zeichenlehrer, der uns künstlerisch weiter gebracht hätte, aber Zeichnen und Malen war wohl das einzige, was ich damals richtig konnte, denn diese Begabung wurde in meinen Zeugnissen besonders erwähnt. Ich glaube nicht, dass ich etwas Großes geleistet hatte, aber das fiel den anderen auf – und das andere muss relativ schlecht gewesen sein... (lacht)

CF: Und seither haben sie ununterbrochen und kontinuierlich Ihr künstlerisches Werk weiterentwickelt?

KM: Ja und das sehr bewusst! Ich habe mich nicht als Hobbymaler gesehen, ich hatte den Anspruch, dass ich malen wollte wie die Maler der Zeit. Die malten so, wie ich es bevorzugte: abstrakt und expressiv. Ich habe immer Probleme mit dem reinen Naturalismus gehabt, das war nicht meine Sache. Manchmal musste ich aber was beweisen, denn die Leute fragten, ob ich denn überhaupt „richtig“ malen könne. Die empfanden meine Arbeiten als nicht künstlerisch.

 CF: Sie sagten gerade, Sie wollten so malen wie die Maler. Das ist ein Verweis auf andere Künstler. Wie malten denn die anderen und wo hatten sie Ihre Vorbilder?

KM: Meine Vorbilder waren Nolde, die Expressionisten Heckel, Kirchner und die französische Gruppe der ‚Fauves’. Damals, in den 1950er Jahren, gab es für mich noch nicht den Zugang zu Kunstbüchern und so blieb ich bei den zugänglichen Bildern, die eine besondere Kraft auf mich ausübten. Ich bin damals nie auf die Idee gekommen eines dieser Bilder zu kaufen. Meine Familie hätte das können. Und heute frage ich mich im Nachhinein warum ich das damals nie tat. Die Hamburger Galerie wie Commeter bot kleine Noldes an, aber auf die Idee diese zu kaufen bin ich nicht gekommen. Vielleicht habe ich gedacht: Das kann ich doch auch selbst... Schön und schrecklich eingebildet... (lacht) 

CF: Nun klingt es bisher so, dass Ihr vorgezeichneter Lebensweg hätte sein können: Ich werde Maler. Sie sind nun hauptberuflich Unternehmer geworden. Gab es einen inneren Konflikt oder die Überlegung den Konventionen der Familie, des Vaters nicht zu folgen und Künstler zu werden? Oder anders gefragt: Sind Sie im Herzen Maler und im Verstand Unternehmer?

KM: Letzteres könnte man sagen! Aber einen Konflikt gab es eigentlich nicht. Schon früh wollte ich die Firmen meines Vaters übernehmen. Bereits als Kind erhielt ich meine Prägung - ich bekam Spielzeug, da stand mein Name drauf und selbst später auf den Autos, die ich geschenkt bekam, stand mein Name drauf. Ich habe es ganz normal empfunden, dass ich in einen kaufmännischen Beruf gehe. Ich wollte mir auch von Beginn an die Möglichkeit schaffen, Geld zu verdienen, denn ich sah schon schnell, welche finanziellen Probleme Maler hatten. Es gab in mir keinen Zweifel: Ich bin gern Kaufmann geworden, obwohl die Lehrjahre schrecklich für mich waren, weil ich mich nicht einfügen konnte. Aber diese Zeit ging dann auch vorbei und ich bin dann baldigst in verschiedene Firmen gegangen, machte Volontärzeiten und meinen Abschluss als Groß- und Außenhandelskaufmann. Nein, es gab keinen Konflikt. Mit meiner Malerei wollte ich auch etwas erreichen und leisten. Ich habe meine Werke auch früh gezeigt und ausgestellt. In den 1970er Jahren kamen dann richtige Ausstellungen. 

CF: Lassen Sie uns einmal auf Ihre Inhalte, auf die Motive zu sprechen kommen. Ich habe den Eindruck die Motivik ist mit den Orten Ihrer Biographie verknüpft. Sie zeigen Städte, in denen Sie waren, Landschaften, die Sie lieben sowie Gegenstände und Dinge, die Sie umgeben, sie zeigen den Sie umfassenden Kosmos... Und dann gibt es eine große Serie an informellen Bildern. Wann malen Sie was?

KM: Ich möchte mit den abstrakten Bildern anfangen. Ich habe lange darum gekämpft und bin erst recht spät, in den 1980er Jahren dazu gekommen, Bilder zu malen, die an die informelle Malerei erinnern. Ich fand das Abstrakte und die Informellen immer sehr anregend und spannend, konnte aber selbst noch keine zufriedenstellenden Bilder malen. Ich tat mich lange schwer damit.

Bei den Landschaften und Stillleben wollte ich das malen was mich umgab. Im Winter, wenn es kalt draußen war, habe ich Stillleben und Interieurs gemacht und wenn das Wetter gut wurde bin ich in die Landschaft hinaus. Allerdings habe ich äußerst selten in der Natur gemalt – so wie das Klaus Fußmann macht – das ist mir nie gelungen und ich habe mich dann die paar Mal, wo ich es probierte, so eingesaut mit den Ölfarben, dass ich die Wut bekam. Außerdem bekam ich die Bilder auch nicht richtig transportiert wenn sie fertig waren, weil die Ölfarbe noch nass war. 
1985 hab ich mal mit einem Freund in Südfrankreich vor der Natur gemalt und da dachte ich dann immer: Meine Bilder werden zu farbig. Ich habe lieber Zeichnungen angefertigt und fotografiert. Dann habe ich mich auch gewagt von einer Fotografie abzumalen. Gewagt deshalb, weil ich dachte dass die fotografierte Landschaft nicht das Wahre und Ehrliche sei.

CF: 
Ihre Beschreibung bringt mich direkt zu meiner nächsten Frage. Ich würde gerne Ihr Verhältnis wissen von festhalten und loslassen können. Sie mussten sich wagen von Fotos zu malen und Sie taten sich schwer mit dem Informellen. Wann hatten Sie die Momente erreicht, loslassen zu können? Wann brauchten Sie den vermeintlichen Regeln nicht mehr zu folgen?

KM: Immer dann wenn ich etwas erkannt habe. Ich hatte den Vorteil viel zu reisen und die unterschiedlichsten Motive malen zu können und an anderen Orten sieht man Dinge auch anders. Und dann wurde ich von Dritten darauf hingewiesen als mir jemand sagte, ich könne ruhig auch von Fotografien malen.

Ich hatte kein Atelier, ich malte meistens im Kreis der Familie, in der Küche, unsere Kinder oder Freunde waren um mich herum und viele erinnern sich auch heute noch daran. Sie sagen: „Ich war dabei als dieses Bild entstand.“ Ich wollte mich nicht zurückziehen und musste auch nicht so konzentriert sein, dass mich andere gestört hätten. Ich habe auch zwischendurch dann aufgehört zu malen und dann wieder weiter gemacht. Und ich habe relativ schnell gemalt. Wenn mir dann einer die blöde Frage stellte: „Wie lange hast Du denn an einem solchen Bild gearbeitet?“, dann sagte ich die Wahrheit und hab mich geschämt, dass es nur eine Stunde war. Und prompt schrieb eine Zeitung zu meiner Ausstellung in Reinbek: Der Schnellmaler stellt aus.

Andererseits war ich beim Malen nie entspannt! Ich hab mich gemüht, war sauer über mich, wenn mir etwas nicht gelungen war. Ich habe immer höchsten Respekt vor Malern, die sich ein Ziel setzten und das auch erreichten. Ich hatte oft ein Ziel, wollte eine Landschaft malen, aber es konnte dann passieren, dass daraus ein Stillleben wurde.

CF: Ja, aber das ist meines Erachtens auch ein wichtiger Teil des Loslassen-Könnens. Und Sie haben offensichtlich nicht in einem ‚Elfenbeinturm’ gearbeitet. Der wiederum ist mit Kunsttheorie verknüpft. Ist Ihnen Theorie wichtig in der Malerei?

KM: Die Kunsttheorie spielt für mich überhaupt keine Rolle. Im Gegenteil. Ich habe einmal überlegt, ob ich mich am Lerchenfeld (Anm. der Red. Hochschule für Bildende Künste Hamburg) ausbilden lasse. Damals hatte der Maler Ivo Hauptmann dort eine führende Position und ich schätzte seine Bilder sehr, aber ich hatte die Furcht, dass am Ende nicht mehr das herauskommt, was ich gerne wollte, deshalb hab ich dann das Studium gelassen.

CF: Heißt das, Sie hatten Furcht vor einem ‚Filter’, der sich möglicherweise zwischen Sie und Ihre Bilder schiebt und dann alles verändert hätte?

KM: Ja, genau. Ich wollte einfach nur meine Bilder malen und keine hohe Ansprüche stellen. Ich hab mir alles selbst beigebracht.

CF: Sie haben eine bestimmte Verwicklung mit Ihren Bildern in der Zeit in der Sie sie gemalt haben. Wenn Sie von heute aus zurückblicken, hat sich da etwas in Ihrer Anschauung verändert?

KM: Interessanterweise habe ich – und dies ist mir jetzt in unserer Zusammenarbeit für diesen Katalog aufgefallen – festgestellt, dass ich früher sehr ähnlich gemalt habe wie heute, obwohl viele meine Freunde zu mir sagten: „Da hast Du Dich ja wieder völlig verändert“. Und mir war das gar nicht recht. Ich wollte mich gar nicht so sehr verändern.

Ich glaube ich habe heute noch viele Ansichten wie damals, allerdings habe ich heute wesentlich mehr Routine. Damals malte ich mit Kragenstäbchen, weil ich etwas anderes machen wollte und da klappte nicht alles. Heute klappt vieles aus der Erfahrung heraus und ich kenne Effekte.

CF: Ihre Bilder sind sehr farbenfroh, sie strahlen eine positive Grundstimmung aus und zeigen positive Blicke auf die Welt. Entspricht das Ihrem Naturell?

KM: Immer. Ich hatte selbst in schlimmen Situationen meines Lebens sehr schnell wieder eine positive Einstellung. Das habe ich mein ganzes Leben durchgehalten und bin auch heute noch so. Jeder Tag ist für mich neu und schön und ich versuche auch meinem Umfeld, meiner Familie dies zu vermitteln und zu beeinflussen. Meine Bilder sind meine Anschauung.

CF: Es gibt aber Bilder, wenn auch nur wenige, die düster erscheinen, auf Vergänglichkeit verweisen und eine gewisse Melancholie und Weltschmerz haben.

KM: Ja, wenige. Ich habe in diesen Bildern dann häufig ein bestimmtes Blau verwendet wie in diesem Bild der Baumgruppe...
Es ist zwar von der Linienführung lebendig, aber die Farbigkeit ist matt.

CF: Sie bekommen viel Besuch, Sie malen und Ihre Freunde sind um Sie. Wie schauen die auf Ihr Werk? Ist Ihnen deren Meinung wichtig und sind Sie für Kritik empfänglich? Wie gehen Sie mit dem Blick der Anderen um?

KM: Das ist eine sehr interessante Frage, weil mich gerade deren Urteil nicht so interessiert, die mich genau kennen. Auf das Urteil von jenen, die etwas von Malerei verstehen, bin ich gespannt - da zittere ich sogar ein wenig. Das haut manchmal rein wie ein Hammer oder ich bin selig und es ist ein Ritterschlag.

CF: 
Würden Sie dann auch etwas verändern, wenn die Kritik eines Fachmanns Sie trifft?

KM: Ja, das würde ich mir zu Herzen nehmen. Ich würde an dem kritisierten Bild nichts mehr ändern, aber darauf bei den nächsten reagieren. 

Wenn ich male reduziere ich meine Ansprüche, ich versuche an die Dinge ohne Eitelkeiten heranzugehen. Mir ist es manchmal unangenehm, wenn mancher meine Arbeiten sehr lobt, dann frage ich mich: Hab ich mir das alles wirklich so gedacht? Aber ich sage dann dem einen oder anderen, dass das, was er da hineinsieht und interpretiert für mich nicht vorhanden war.

CF: 
Jeder Kunstbetrachter blickt doch nicht nur auf das eine Bild, sondern auch auf die, die er in seinem Kopf mitbringt und dadurch wird es dann in den Kommunikationszyklus gebracht...

KM: Ja, das ist richtig. Ich glaube ich selbst habe kein Sendungsbewusstsein. Ich möchte aber, dass sich so mancher überhaupt einmal mit Malerei auseinandersetzt. Ich bin nie auf die Idee gekommen, mich in meinen Bildern zu offenbaren und möchte kein Psychogramm an der Wand hängen haben.

CF: Ich möchte abschließend noch auf das Kunstforum Markert kommen. Warum ist es Ihnen wichtig junge Künstler zu fördern, Ihnen hier diese Ausstellungsinstitution zur Verfügung zu stellen?

KM: Ich bewege in diesem Sektor gerne etwas, weil ich glaube, dass junge Künstler nicht genug gefördert werden. Das Kunstforum Markert dient den Künstlern als Ausstellungsforum, sie können etwas verkaufen und sie werden durch die Katalogproduktion bekannter, sie können also etwas über die Ausstellung hinaus vorweisen. Einige Künstler haben durch unsere Förderung einen richtigen Aufschwung erhalten.

Es gibt aber auch noch andere Aspekte von unternehmerischer Seite, die häufig nicht genügend genutzt und angesprochen werden. Die Markert Gruppe möchte junge Künstler fördern, aber auch den Mitarbeitern die Kunst näher bringen. Das hat sich über Jahre hinweg entwickelt und die Mitarbeiter schauen mittlerweile sehr aufmerksam und geschult auf Kunstwerke. Viele junge Künstler, die hier im Kunstforum oder in der Firma ausgestellt haben, waren über die gezielten Fragen von Mitarbeitern überrascht. Und die Mitarbeiter hängen sich nun selbst auch ausgewählte Bilder in die Arbeitsräume.

Ich halte es also für wichtig alle mit einzubeziehen, weil ich merke, dass sie viel aufgeschlossener werden und anfangen sich füreinander zu interessieren.

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